„Ehrenamt macht man nicht so nebenbei“

Ehrenamtskoordinatorin Danica Jansen im Interview
Danica Jansen ist die neue Ehrenamtskoordinatorin der Samtgemeinde Artland. Eingerichtet wurde die Stelle im Rahmen eines LEADER-Förderprojekts. Wie sie die ersten Monate erlebt hat und was ihre Ziele sind, verrät sie im Interview.
Wie war Ihr bisheriger beruflicher Werdegang, bevor Sie die Stelle der Ehrenamtskoordinatorin angetreten haben?
Ursprünglich habe ich Hotelfachfrau, Personalkauffrau und Fremdsprachenkorrespondentin gelernt und bin dann auf der Insel Sylt gelandet. Dort habe ich bei Sylt Marketing gearbeitet und hatte 4 Jahre den Vorsitz in der Integrationshilfe. In dieser Position habe ich ein Ausbildungsprogramm für Geflüchtete betreut. Nach meiner Zeit auf Sylt kam ich nach Quakenbrück und war Quartiersmanagerin in der Quakenbrücker Neustadt. In dieser Zeit habe ich mir ein gutes Netzwerk aufgebaut, das ich auch jetzt als Ehrenamtskoordinatorin im Artland gut nutzen kann.
Was ist Ihre Rolle als Ehrenamtskoordinatorin der Samtgemeinde Artland?
Ich bin auf der einen Seite Ansprechpartnerin für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten und versuche auch über konkrete Anfragen hinaus, für das Ehrenamt zu sensibilisieren, zum Beispiel in Schulen. Zum anderen bin ich für die Vereine da: Ich berate sie in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Fördermöglichkeiten oder bürokratischen Abläufen. Ich nehme aber auch Wünsche für Schulungen entgegen und versuche ein entsprechendes Angebot für die Vereine aufzubauen. Zusätzlich setze ich auch eigene Projekte um, wie die „Kleinen Hilfen“. Dieses Projekt gab es bereits während der Pandemie und jetzt beleben wir es wieder. Wir haben einen Pool von Ehrenamtlichen, die kleine Alltagstätigkeiten erledigen. Zuletzt hatten wir viele Anfragen rund um das Thema Garten, aber es kann auch das Auswechseln einer Glühbirne sein. Die Ehrenamtlichen erhalten pro Stunde eine kleine Aufwandsentschädigung von den Personen, die die „Kleinen Hilfen“ angefragt haben. Das wird von allen Seiten sehr positiv wahrgenommen.
Welche Vorteile bringt die Einrichtung einer solchen Koordinationsstelle für die Kommune auf der einen und die Ehrenamtlichen auf der anderen Seite?
Ich behaupte, dass es eine Win-Win-Situation für beide Seiten ist. Am wichtigsten ist, dass eine Person den Hut aufhat und sich offiziell statt nur nebenbei mit dem Thema Ehrenamt beschäftigt. Denn Ehrenamt macht man nicht so nebenbei. Im Artland kam mit der neu eingerichteten Stelle wieder mehr Schwung in die Engagementförderung. Da trete ich auch oft als Vermittlerin auf: Wenn Menschen zu mir kommen, weil sie eine Idee für ein neues Angebot haben, bin ich das Bindeglied zu Vereinen und spreche mit den Verantwortlichen über die Idee. So können auch neue Initiativen angestoßen werden, bei denen ich als neutrale Person die Beteiligten zusammenbringe. Zusätzlich unterstütze ich Vereine konkret, wenn sie sich neu aufstellen möchten. Ich organisiere Schulungen zur Vorstandsarbeit und zum Bürokratieabbau, damit mehr Zeit für die praktische Vereinsarbeit bleibt. Sich im administrativen Bereich anders aufzustellen, ist also auch ein Teil der Nachwuchsarbeit. Da kommt aber auch nicht immer jedes Schulungsangebot direkt super an. Aber wenn ich ein Thema für wichtig halte, bleibe ich trotzdem dran und drehe an den Stellschrauben, damit die Vereine sich besser angesprochen fühlen.
Das Ehrenamt wird in ländlich geprägten Regionen oft als eine wichtige Säule der Gesellschaft bezeichnet. Würden Sie das aufgrund Ihrer bisherigen Erfahrungen in der Samtgemeinde Artland auch so sehen?
In der Samtgemeinde gibt es über 170 Vereine und dazu kommen noch zahlreiche Einrichtungen, die auch nach Ehrenamtlichen suchen. Das Potenzial für ehrenamtliches Engagement ist also groß. Wer ein Ehrenamt ausübt, glaubt an die Sache, will was bewirken und macht es vor allem, weil sie oder er Spaß daran hat. Gepaart mit dem starken Gemeinschaftsgefühl hier im Artland haben wir es mit einem engagierten Umfeld zu tun. Es gibt sogar einige, die gleich mehrere Ämter in verschiedenen Vereinen innehaben. Wenn jemand drei Hüte aufhat, wird es vielleicht irgendwann schwer. Diesen Menschen gibt es ein gutes Gefühl, wenn die oder der Nächste in der Reihe, Verantwortung übernehmen möchte. Dass Ehrenamtliche sich gegenseitig unterstützen, ist ebenso wichtig wie der Support durch die Kommune.
Die Koordinierungsstelle Ehrenamt läuft als LEADER-Projekt noch bis Mai 2026. Was sind Ihre Ziele für diese Zeit? Welche Vision haben Sie für das ehrenamtliche Engagement im Artland?
Ich möchte mich in dieser Zeit unverzichtbar machen und zeigen, dass es eine Ehrenamtskoordination auch über den Projektzeitraum hinaus braucht. Ich möchte dafür sorgen, dass das ehrenamtliche Engagement in der Samtgemeinde Artland gesehen wird und Wertschätzung erfährt. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist es, Vereine und Menschen, die sich engagieren möchten, zusammenzubringen. Das ist für die Vereine ein großes Bedürfnis. Für die Zukunft ist es mir wichtig, die Digitalisierung im Ehrenamt voranzutreiben. Bisher gibt es keine Website zu unseren Vereinen und ihrem Angebot. Auch eine Plattform, die die Bedarfe der Vereine zeigt, wäre eine tolle Sache. Aber auch Projekte wie die „Kleinen Hilfen“ könnten durch eine App, in der Gesuche eingestellt und angenommen werden, auf das nächste Level gehoben werden. Und last but not least liegt es mir am Herzen auch junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern.